Marc Laidlaws Cyberpunk-Erzählung in Love, Death and Robots
Marc Laidlaw verfasste 400 Boys bereits 1981 im Alter von 21 Jahren, lange bevor er als Chefautor von Valve und Hauptschöpfer der Half-Life-Serie bekannt wurde. Die Cyberpunk-Geschichte erschien ursprünglich 1983 im Omni-Magazin und später in der Anthologie Mirrorshades: The Cyberpunk Anthology, wodurch sie ein breiteres Publikum erreichte. Auf seiner Website bemerkt Laidlaw scherzhaft, dieses Frühwerk sei wohl sein meistgelesener Text – übertroffen nur noch von saisonaler Dota 2-Werbung.
Cyberpunk-Ursprünge treffen auf moderne Animation
Die Geschichte handelt von verfeindeten Gangs, die in einer postapokalyptischen Stadt bushidoähnlichen Ehrenkodexen folgen, bis das Auftauchen der 400 Boys unerwartete Bündnisse erzwingt. Der kanadische Regisseur Robert Valley, Emmy-Preisträger für Love, Death & Robots' "Eis", erweckt diese brutale doch poetische Welt zum Leben.
"Die Idee kam mir bei einem Spaziergang durch Eugene", erinnert sich Laidlaw. "Bandplakate an Telefonmasten inspirierten mich zu coolen Namen. Fiktive Gangs zu erfinden, wurde zum perfekten Vehikel."
Über vierzig Jahre nach Erstveröffentlichung wird 400 Boys zu einem Highlight der vierten Love, Death & Robots-Staffel. Unter Regie von Robert Valley (Zima Blue, Eis) und mit John Boyega als Synchronsprecher erfährt Laidlaws Frühwerk eine unerwartete Renaissance.
Eine kreative Reise von der Seite auf die Leinwand
"Cyberpunk entwickelte sich weiter, während meine Geschichte in Vergessenheit geriet", bemerkt Laidlaw während unseres Videoanrufs vor Staffelpremiere. Der Adaptionsprozess begann bereits vor fünfzehn Jahren, als Blur Studios Tim Miller erstmals Interesse zeigte, doch Firmenwechsel verzögerten die Umsetzung.
Als Love, Death & Robots 2019 debütierte, erkannte Laidlaw Millers kreative Vision. Nach Pandemie-bedingten Verzögerungen führten Treffen in Los Angeles schließlich zur Wiederbelebung des Projekts. Anders als üblich blieb Laidlaw während der Produktion eher passiv und genoss es, einer Adaption als Beobachter beiwohnen zu können.
Das Leben nach Half-Life
Nach seinem Abschied von Valve 2016 verlegte Laidlaw seinen kreativen Fokus, ohne das Geschichtenerzählen ganz aufzugeben. "Ich bin zu abrupt in Rente gegangen", gesteht er. Da er Spiele nicht allein entwickeln konnte, aber mit Mobile-Game-Angeboten unzufrieden war, wandte er sich der Musikkomposition zu.
Die 2022 veröffentlichte Half-Life 2-Dokumentation vergrößerte überraschend sein Musikpublikum, als er Archivmaterial teilte. "Vielleicht bin ich im falschen Geschäft", scherzt er über Corporate Geheimhaltung.
Die Zukunft jenseits von Valve
Während er eine Rückkehr zu Half-Life ausschließt ("Ich wurde zum Neinsager"), bleibt Laidlaw für ausgewählte Spiele-Schreibaufträge offen und schätzt besonders FromSoftwares narrative Ansätze. Er erinnert sich an absurde Mobile-Game-Anfragen, die seine Stärken – Umgebungsstorytelling und minimalistischer Dialog – verkannten.
"Ich würde gerne Filmschnitt-Dialoge polieren", sagt er und erwähnt Death Stranding als verpasste Kojima-Kollaborationschance. Letztlich erkundet Laidlaw neue kreative Wege, während er es schätzt, dass Frühwerke wie 400 Boys auch Jahrzehnte später noch Resonanz finden.







